» ABENDLAND |
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Ein Film zwischen Dunkel und Licht, der anlässlich dieses illusionslosen Übergangs von einem Jahrhundert zum andern darüber berichtet, wie verzweifelt das schmerzvolle Streben nach einer helleren Zukunft sein kann. Dabei geht der Filmemacher ganz schlicht vor und konzentriert die wesentlichen Elemente der Erzählung auf ein paar Personen und wenige Orte. Anton und Leni, ihre katastrophale Beziehung, ihre einsamen Abstürze, ihre Auseinandersetzungen mit der täglichen Gewalt.
Der Rahmen? Armut. Eine Stadt, die jede Stadt im Westen sein kann, Strassen, ein Ödland der Prostitution, Bars, ein Hotel, ein Fluss, aus dem der Körper eines vergewaltigten Mädchens gefischt wird.
Neorealismus und Expressionismus durchziehen diese Welt, in der eine Reihe von Symbolen agieren: der weiße Schwan in der kohlschwarzen Nacht und die Glocken, die nicht mehr läuten.
Die langen, konzentrierten Einstellungen dieses emblematischen, unter die Haut gehenden Films arbeiten in jeder Situation deren fiktionale Wahrheit heraus, die sich als einzige in eine existentielle Erfahrung verwandeln kann. Die stilisierte Inszenierung,
welche die Authentizität der Personen, die Heftigkeit der Gewalt einfängt, zeugt von einer Qualität der Beobachtung, welche diese Erzählung in einen halluzinativen Realismus transzendiert.

abendland ist in der heutigen Produktion ein großartig einsames Werk. Fred Kelemen ist einer jener luziden Filmemacher, die in der Art eines Insektenforschers die Wirklichkeit in ein Theaterstück der Verzweiflung verklären, dessen Figuren trotz aller Hoffnungslosigkeit ein wenig Licht, ein mitfühlendes Gesicht suchen. Und zu sehen, zu empfangen, zu teilen lernen.


Jean Perret, Visions du Reel, 2000


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