» Text: Sunita Grina
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Studentenfilm-Workshop im Filmtheater „Riga“
Heute und morgen werden im Filmtheater „Riga“ die Filme der Kameraabsolventen der Kulturakademie (LKA) in 4 Vorführungen gezeigt: um 10.00 Kurzfilme und um 12.30 Filme in voller Länge

Die vielgestaltige, von einer eigenartigen, gefährlichen Anziehungskraft gezeichnete Moskauer Strasse wurde zum Schwerpunkt des praktischen Seminars lettischer und deutscher Studenten gewählt. Das übergeordnete Thema des 2. Sudentenfilm-Workshops hieß „Moskauer Strasse: Vom Zentralmarkt bis zum Konzentrationslager“. Im Verlaufe von 3 Monaten (von Ende April bis Mitte Juli) drehten zwölf Kameraabsolventen der LKA und 5 Studierende von verschiedenen Filmberufen aus Berlin unter der Leitung von Fred Kelemen, Regisseur, Kameramann und Drehbuchautor aus Deutschland, Filme – vom Schreiben des Drehbuches bis zu seiner Realisierung.

Die Zusammenarbeit zwischen der LKA und F. Kelemen begann 2002, als der Kamerastudiengang in Riga Kurzfilme zum Thema „Die sieben Todsünden“ drehte. Im diesem Jahr regte die Vielgestaltigkeit der Moskauer Strasse den bildlichen Ausdruck an und diente gleichzeitig als die Initialzündung für gleichermaßen vielgestaltige Ideen.

Der erste Monat des Seminars war der Entwicklung der Drehbücher gewidmet. Die einen griffen nach einer schon seit langem gehegten Idee, die anderen fanden die richtige Story im Unterricht von Fred Kelemen, welcher dort versuchte aus jedem etwas eigenes, tief persönliches herauszuziehen. Linda Olte: „Ich habe begriffen, dass ich niemandem gefallen muss, sondern alles so machen, wie ich selber es fühle und verstehe. Es fällt schwer, diesen Unterricht als Vorlesungen zu bezeichnen, vielmehr waren es Gespräche, Diskussionen, Analysen. Der überwiegende Teil der Studierenden wählte den Spielfilm, einige von ihnen sind weit weg von der Moskauer Strasse gegangen, trotzdem blieb die Verbindung mit dem abgesteckten Ziel auf der Gefühlsebene erhalten.

Der Workshop gab den Studierenden einen praktischen Einblick nicht nur in die Arbeit vom Kameramann bzw. Drehbuchautor, die meisten von ihnen führten bei ihren Filmen selbständig Regie und organisierten ihre eigenen Drehteams. Dennoch ist es nicht einfach, ein Ein-Mann-Orchester zu sein. „Schade, dass wir einander nicht in vollem Maße vertraut und die Tandems „Regisseur-Kameramann“ gebildet haben“, schlussfolgert Baiba Lagzdina. Elina Bandena setzt fort: „Damit war auch schwierig, die Aufmerksamkeit auf die Regie- und Kameraarbeit auf gleicher Ebene zu konzentrieren. Nur wenn man beides gleich gut beherrscht kann man es wagen, die Regie und Kameraführung in eigene Hände zu nehmen. Die Arbeit ist effektiver, wenn man einen zweiten findet, der ähnlich denkt und mit dem man gut zusammenarbeiten kann“. Obwohl die Letten zum überwiegenden Teil untereinander zusammengewirkt haben, ohne die Drehteams mit Beteiligung deutscher Studierenden zu bilden, werteten sie die letzteren als sehr gut vorbereitet und professionell. Der Stereotyp des „pedantischen Deutschen“ wurde bestätigt: Sie haben versucht, alles bis in die wirklich kaum zu vorauszusehenden Details zu planen. Dies ist eine Erfahrung, über die man sich Gedanken machen müsste: Einerseits vermittelt sie das Gefühl der Sicherheit, andererseits beschränkt sie ein wenig, lässt eine flexible Änderung der Pläne nicht zu.

Die Teilnehmer des Workshops haben mit Sicherheit praktische Erfahrungen gesammelt und erfahren, was es bedeutet, einen Film zu drehen. Linda Olte hält dieses Seminar für einen der wertvollsten Abschnitte ihres Studiums und hofft, dass die LKA die Zusammenarbeit mit Fred Kelemen fortsetzen wird, damit die Möglichkeit der Teilnahme an ähnlichen Projekten auch im Magisterstudium erhalten bleibt. „Solche Seminare machen es möglich zu realisieren, wo man steht und welche Schwachpunkte man hat, sie lassen den Arbeitsstil von Kollegen kennenlernen, sich beruflich entwickeln und viele Lehren aus eigenen und fremden Fehlern ziehen“, meint Liene Neimane. Im Prozess der Filmaufnahmen sind gegenseitige Kommunikation und Vertrauen sehr wichtig. Den kreativen Geist des Filmschaffens drückt Baiba Lagzdina so aus: „Der Regisseur muss von seiner Idee völlig überzeugt sein. Die Welt ringsherum kann einstürzen – du musst trotzdem weiter filmen“.
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Sunita Grina
Übersetzung aus dem Lettischen