» GEHÄRTETE ZARTHEIT

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Es ist viel Schweigen in den Photos von Caroline Hörmann. Doch dieses Schweigen ist nicht stumm. Es klingt aus den Gesichtern der Menschen - jung alle, doch von zeitloser Jenseitigkeit -, ist vibrierend aufgespannt zwischen ihren Körpern und den Gebäuden - verfallen alle, doch von vergänglicher Präsenz-, und hüllt alles ein in ewige Zerbrechlichkeit.
Sie schauen uns an, diese Jenseitigen, während wir sie anschauen nachdem die Photokamera sie angeschaut und den Blick längst wieder abgewandt hat. Sie schauen noch immer, Fabelwesen, Sphinxen, deren Blicke undurchdringlich bleiben und nichts preisgeben als ihre rätselhafte Fragilität, die alle Zeiten überdauert und sich im Spiegel des Photoapparates einst mit dem Blick ihrer Schöpferin trafen und von ihr jene Stille eingebaucht bekamen, die um sich selbst kreist, panthergleich im Käfig ihrer andauernden Verletztheit. Zerbrechlichkeit, der nicht vergönnt ist zu zerbrechen, wie jene Gebäude es tun, die sie als Ruinen umgeben, Verletzbarkeit, die nicht verletzt aufbrechen und verbluten darf. Endlos angehaltene Spannung vor dem Sprung. Unerlöst. Ewig. Gehärtete Zartheit. In Bildern kristallener Klarheit.

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Fred Kelemen, November 2013, Berlin