» Synopsis "Man muss nicht den Teufel bemühen, um das Böse zu verstehen. Das Böse ist der Preis der Freiheit." (Rüdiger Safranski) Eine von jedem Leben verlassene, kahle und steinige Einöde. Irgendwo in dieser Wüste, wie eine letzte Bastion vor dem Nichts, ein einsames Farmhaus. Hier leben drei Männer, deren Leben so freudlos, eintönig und öde ist wie die Landschaft, die sie umgibt. Ephraim Cabot, der despotische Vater, lebt im Glauben an einen Gott, dessen Gnade nur durch schwere, leidvolle Arbeit zu erringen ist. In seinen beiden erwachsenen Söhnen, Eben und Peter, die er verachtet, brütet ein Verlangen nach Revolte. Während Peter, der ältere, den diffusen Traum hat, seinem Sklavenleben und der Trostlosigkeit der Farm zu entkommen, und eines morgens im Alkoholrausch in Richtung Westen aufbricht, um in Kalifornien Freiheit und Reichtum zu finden, ist Eben von seiner Mission besessen, die Farm in seinen Besitz zu bringen, um so den Tod seiner Mutter zu rächen, für den er den Vater verantwortlich macht. In diese Welt aus Hass, Gewalt, Sprachlosigkeit und Misstrauen gerät Abbie, eine junge Vagabundin, heimatlos und voller Sehnsucht, einen Ort zu finden, an dem sie zu Hause sein kann. Sie glaubt sich am Ziel ihrer Wünsche, als Cabot sie heiratet und mit auf die Farm nimmt. Abbie verführt Eben, der von ihrer kalten Zielstrebigkeit und offensiven sexuellen Begierde gleichermaßen provoziert und abgestoßen ist, mit dem Ziel, dem Alten das Kind als den von ihm ersehnten würdigen Erben unterzuschieben und sich damit selbst den Besitz der Farm zu sichern. Gier ist, was alle treibt, Gier nach Besitz und Macht,
und das verzweifelte Verlangen nach Erlösung von der abgrundtiefen
Leere in ihrem Inneren und dem heimlichen Verdacht, dass hinter allem
kein großes, sinnvolles Ganzes, sondern das Nichts lauert. Sie sind
Verdammte, die der gierige Zugriff auf die Welt und die steinige Erde,
die sie mit Gewalt zum Blühen bringen wollen, hart und erbarmungslos
gemacht hat. Sie versuchen, sich gegen die Einsamkeit und die Angst vor
der Sinnlosigkeit ihres Daseins, von der sie in dieser Einöde befallen
werden und der sie nicht entkommen können, zu schützen. Doch
da geschieht das Unglaubliche, der Riss im Universum, der Fehler im System:
Abbie hat sich verliebt, in Eben. Damit beginnt sich die Spirale des Tragischen
unausweichlich ins Bodenlose zu drehen. Dem Filmregisseur Fred Kelemen, bekannt geworden durch seine preisgekrönten Filme "Verhängnis" (1994), "Frost" (1997/98) und "Abendland" (1999), dient dieser Stoff nun als Folie für sein erstes kombiniertes Film-Theaterprojekt „Desire“. In Bert Neumanns Studiolandschaft inszeniert er einen existentialistischen Western über die Schattenseiten der Freiheit, das Verlangen nach Erlösung und die Unfähigkeit der Menschen, mit ihrer Geworfenheit ins Dasein umzugehen, zu der sie sich nicht fei und unabhängig verhalten, sondern ängstlich und panisch. Indem er Theaterszenen mit vorproduzierten Filmsequenzen mischt, schafft er ein multiples Set, das die Perspektive auf das Geschehen und seine Zwangsläufigkeit immer wieder unterbricht und auffächert und aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet, ohne der Hermetik der Tragödie zu entkommen.
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